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Zur Geschichte des Kalenders


ie traditionelle Grundlage für alle Kalender sind die Bahnen von Sonne und Mond, also Sonnenjahr und Mondjahr. Das tropische Jahr hat 365,2422 Tage, 12 Mondmonate sind 12 $\times$ 29,5306 Tage. Der beste Kompromiß ist deshalb das Lunisolarjahr mit einem Zyklus von 19 Jahren (der 'metonische Zyklus'). Diesen Kalender hatte Mesopotamien (Irak) um 1700 v.Chr.

Die Muslime haben ein reines Mondjahr, die Monate haben 29 oder 30 Tage. Ein Zyklus von 30 Mondjahren enthält 19 Jahre zu 354 Tagen und 11 Jahre zu 355 Tagen. Die Kalenderjahre werden von der Hedschra (622 n.Chr.) ab gezählt. [So war der amtliche Kalender der Türkei bis 1927!]

In Indien und China sind ganz verschiedene 'lokale' Kalender verwandt worden. Die Ägypter und ebenso die Mayas rechneten mit 360 Tagen im Jahr und daneben 5 Schalttagen. Das ägyptische Reich hat dann solange bestanden, daß diese Formel nicht mehr genügte. Pharao Kanopus hat im Jahr 280 v.Chr. einen zusätzlichen Schalttag, alle 4 Jahre, eingeführt. Den hat J. Caesar in seiner Kalenderreform 46 v.Chr. übernommen. Die heutige Schalttag-Formel stammt von der Reform durch Papst Gregor XIII (1582). Wenn man diesen Kalender rückwärts rechnet, gibt es Probleme mit der Chronologie, nämlich wie man andere Kalender an unsere anbindet. Richtig ist z.B. der Fall Trojas auf $\pm$ 20 Jahre, wenn man zurückrechnet. Der ägyptische Kalender ist konsequent über 3000 Jahre hinweg, und in datierbarer Astronomie wohl verankert, bis auf die (simple) Unsicherheit, daß man nicht genau weiß, was an welchem Ort an astronomischen Ereignissen beobachtet gewesen ist.
Die Maya waren eine Völkergruppe in Guatemala und Mexiko, welche zwischen 500 v.Chr. und 1100 n.Chr. eine sehr vielfältige Jungsteinzeit-Kultur entwickelt haben. Sie entwickelten eine Arithmetik mod 20 und ein Kalender-System, das alle anderen überlieferten Kalender in der Genauigkeit übertrifft. Das 'korrigierte Mayasonnenjahr' ist um 1/10.000 Tag genauer als das 'gregorianische Jahr'. Man unterscheidet:

1. einen Ritualkalender von 260 Tagen;

2. ein Sonnenjahr von 365 Tagen, eingeteilt in 18 Monate zu 20 Tagen mit fünf zusätzlichen Tagen;

3. ein Mondhalbjahr von 177 Tagen;

4. ein Venusjahr von 584 Tagen.
 
Der Kalender (long count) war eindeutig mit einem mythischen Fixpunkt, dem 10. August 3214 v.Chr. Später wurden die Daten oft abgekürzt und bekamen eine Periode von 260 Jahren.
Die Monumente der Mayas von Stele 29 in Tikal (292 n.Chr.) an bis etwa 1100 n.Chr. sind konsequent datiert mit der Unsicherheit von $n \cdot$ 260 Jahren, n = 1, 2 oder 3. Diese Unsicherheit ist trivial, weil der Mond mit '260 Jahren' nicht kommensurabel ist. Eine Korrelation setzt den 14. November 1539 mit dem Maya-Datum 11.16.0.0.0 gleich.
Gut verankert ist ebenso auch assyrische Chronologie, zurück bis in das Jahr 2113 v.Chr.
Diese Stele aus Copán (heute in Honduras) stammt von 782 n.Chr. und ist datiert mit 9.17.12.0.0. Ebenso ist z.B. ein Stein des Jahres 909 n.Chr. erhalten mit Datum: 10.4.0.0.0.
Stele aus Copán


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18.1.1999