nextupprevious
Next:Zur Geschichte des Kalenders Up:Ringvorlesung ,,Geschichte der Mathematik'' Previous:Geodäsie in der Geschichte

Zur Geschichte der Zeitmessung

 

ie Zeitmessung hat für die Geometrie immer wieder eine Rolle gespielt, für die Relativitätstheorie heute ist das beides schon fast dasselbe. Der Brockhaus von 1934 (in der UB der RUB) schreibt aber schön: 

,,Die Uhr nimmt gegenüber den anderen Meßinstrumenten insofern eine Sonderstellung ein, als der zu messende Gegenstand (nämlich die Zeit) gar nicht vorhanden ist. Die Zeit ist unendlich und weder sichtbar noch hörbar.'' 

(Wer hätte das gedacht?) 

Uhr des Klosters Fürstenfelde
Obelisk Ägyptens Obelisken dienten sicher stets auch der Zeitmessung. Erfinder der Sonnenuhr ist aber Eudoxos von Knidos (408 - 355 v.Chr.), weil er die Ebene, die den Schatten aufnimmt, das Analemma, mit einer Skalierung 'Arachne' (also 'Spinne') versehen hat, welche sehr mathematisch war. Der Tag sollte immer 12 Stunden lang sein, von Sonnenaufgang bis zum Untergang; und letztlich ist das projektive Geometrie, wie man die 'Spinnweben' aller Bildkurven der Kreisbahn der Sonne richtig aufmalt.  Analemma
Im nächsten Jahrhundert (um 270 v.Chr.) erfand Aristarchos von Samos die Skaphe, wo der Schatten von einer Halbkugel aufgefangen wird, und deren 'Spinnweben' natürlich viel einfacher sind.  Skaphe
Reise-Sonnenuhr Daß die Zeitmessung durch eine Sonnenuhr mit der geographischen Länge des Beobachters verknüpft ist, war schon in der Römerzeit sehr vielen klar. Ein lustiges Beispiel ist die hier wiedergegebene Reise-Uhr mit Weltzeit-Automatik. Durch Drehen an dem Knopf auf der Unteresite dieser Taschen-Sonnenuhr kann man die Provinz einstellen, über deren Ortszeit der Beobachter gerade nachdenkt, und der Schatten hier gibt das richtige Ergebnis. 
Kurze Zeitspannen konnte oder wollte die Antike wohl nie messen. Im Buch des Frontinus (97 - 103 n.Chr. verfaßt) über die ,,Wasserversorgung im antiken Rom'' z.B. findet man deshalb einen groben Rechenfehler, welcher damals die Aristokratie mit Druckleitungen aus Bleirohren gegen die übrigen Römer sehr begünstigt hat , weil in seinen Formeln die Leistung eines Wasser-Leitungsstückes proportional dem ,,Querschnitt'' ist, obwohl nur richtig ist, daß diese proportional zu ,,Querschnitt mal Fließgeschwindigkeit'' ist.
Brauchbare Kirchen-Uhren gibt es seit dem 12. Jahrhundert als Spindel-Uhren mit Gewicht, als Federuhr (transportierbar) seit Peter Henlein (1511), als Pendeluhr mit Unruh seit Christian Huygens (1656). Hier zeigen wir als Beispiel das Uhrwerk der St. Sebaldus-Kirche in Nürnberg. Das Bild oben zeigt die Uhr des Klosters Fürstenfelde von 1721, die heute im Deutschen Museum in München steht.  Uhrwerk der S. Sebaldus-Kirche
In Deutschland wurden erst am 1.4.1893 die Ortszeiten abgeschafft und durch Zonen-Zeiten (MEZ) ersetzt. Von 1956 - 1967 war die Sekunde [sec] durch eine Generalversammlung für Maße und Gewichte astronomisch definiert als der 31.556.925,9747-te Teil des tropischen Sonnenjahres 1900 am 0.Januar 12h Ephemeriden-Zeit (d.h. 31.12.1899, 12h und 4,5 sec, Weltzeit). Seit 1972 werden alle Zonen-Zeiten aus der UTC (universal time coordinate) mit der Atom-Uhr definiert. Damit die Astronomie so verfahren kann wie bisher, gibt es Schaltsekunden.

Wenn man ein Zeitnormal hat, kann man viele astronomische und physikalische Fragen beantworten.


nextupprevious

Next:Zur Geschichte des Kalenders Up:Ringvorlesung ,,Geschichte der Mathematik'' Previous:Geodäsie in der Geschichte

18.1.1999