In memoriam Reinhold Böhme

 
Reinhold Böhme

Reinhold Böhme (18.8.1944 - 21.5.2000)
 

Immer noch fassungslos und bestürzt bin ich über den Tod von Reinhold Böhme. Ich möchte ihm im Internet - dem nach dem Gehirn wohl flüchtigsten Informationsspeicher - ein kleines, wenn auch fast hilfloses Denkmal setzen.

Wie kaum ein anderer hat Reinhold Böhme mich und mein Leben beeinflusst. Er war mir Leitfigur und geistiger Vater, geduldiger Lehrer und kluger Ratgeber. Ich habe viel von ihm gelernt. Manches Mal habe ich seinen wissenschaftlichen Rat eingeholt. So auch bei unserem letzten Treffen am Freitag, den 10.3.2000, bei dem wir feststellten, dass wir unabhängig voneinander über dasselbe Themengebiet Informationstheorie nachdachten. Ich werde seinen Rat schmerzlich vermissen.

Bewundernswert sein enormes Allgemeinwissen: Ich werde die anregenden Unterhaltungen und seine scharfsinnigen Erörterungen über Geschichte oder die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Mathematik niemals vergessen. Mit eleganter Klarheit konnte er den Abgrund der Gödelschen Unvollständigkeitssätze offenbaren.

Ich habe ihn sehr gemocht. Seine Toleranz und geistige Offenheit werden mir immer Vorbild bleiben. Oft werde ich an seinen spitzfindigen Humor denken, der ihn allerdings nicht von seinem letzten Entschluss abbringen konnte.

Mir scheint, als wäre er sich nicht vollständig bewusst gewesen, was er alles im Denken und Handeln anderer bewirkt hat. Ich sehe mich einem Teil seines geistigen Erbes verpflichtet. Sein wissenschaftliches Werk war immer den mathematischen Anwendungen "im realen Leben", wie er es nannte, gewidmet. Darin war er stets "modern", ja seiner Zeit oft voraus. Dies wurde nicht immer von allen erkannt.

Ein Teil von ihm wird weiterleben durch all das, was ich von ihm und durch ihn gelernt habe.
 

Andreas de Vries