Prof. Dr. rer. nat. de Vries

FB Technische Betriebswirtschaft Hagen

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Allgemeine Regeln zum Seminar


Übersicht


Die Vorbereitung und Recherche

  • Grundregel: Für wen trage ich vor? Versetzen Sie sich bei der Vorbereitung eines Vortrags oder einer Präsentation möglichst oft in die Rolle eines Zuhörers: Was würde ich jetzt denken, wenn ich diese Aussage an dieser Stelle hören würde? Könnte ich sie überhaupt nachvollziehen?
  • Quellenrecherche: Sie ist in der Regel einer der aufwendigsten Teile der Vortragsvorbereitung. Zweck ist neben Begriffsdefinitionen eine Analyse des aktuellen Stands der Dinge (neudeutsch: state of the art). Zunächst gilt die Devise: möglichst viele Spuren verfolgen, Bücher nicht vergessen, je nach Spezialisierungsgrad Fachzeitschriften wälzen. Das Internet bietet viel Müll, aber auch viel gute Information (wikipedia.de ist oft ein guter Startpunkt). Danach muss man abgrenzen, sieben und Widersprüche auflösen: welche Information brauche ich für mein Thema, welche sind nur (wenn auch vielleicht interessanter) Hintergrund, welche ist offensichtlich falsch? Oft hat man viel mehr Material gesammelt als man am Ende verwendet.
  • Literaturverzeichnis und Quellenverzeichnis: Klassifizieren Sie Ihre Quellen anhand ihrer Zugänglichkeit, etwa nach den Kategorien

    öffentlich und permanent zugänglich - amtlich/juristisch - kommerziell

    Die ersten beiden Kategorien bezeichne ich gerne als valide Quellen. Hat eine Quelle der ersten beiden Kategorien zusätzlich noch eine eindeutige Autorenschaft (Autor, Herausgeber, Institution), so gehört es in das Literaturverzeichnis, egal ob Druckerzeugnis oder Internetquelle. Alles andere (i.d.R. auch Wikipedia-Links) gehören in das Quellenverzeichnis. Geben Sie bei Internetquellen das Datum des letzten Besuchs an.


Der Vortrag / die Präsentation

  • Vortragsdauer: etwa 45 Minuten, bei Vortragsteams jeder einzelne etwa 20-25 min
  • Präsentationsart: beliebig, meist bieten sich Folien oder Powerpoint an. Achten Sie stets darauf, dass die Schrift aureichend groß ist. Beachten Sie, dass das Vortragstempo Ihrem Publikum angemessen ist. Insbesondere bei Berechnungen oder komplizierten Zusammenhängen kann eine langsame Entwicklung an der Tafel vorteilhaft sein. Gute Grafiken sagen mehr als 1000 Worte (und müssen dafür nicht knallbunt oder animiert sein!)
  • Einleitung und Fazit: Bereiten Sie zu Beginn Ihre Zuhörer auf das Kommende vor und geben Sie einen kurzen Überblick (z.B. die Gliederung durchgehen). Runden Sie Ihren Vortrag ab, indem Sie am Schluss die wesentlichen Ergebnisse zusammen fassen ("Rückblick") und vielleicht einen Ausblick ("Zukunft") geben. Erklären Sie in der Einleitung nicht zu viel, Sie müssen den Zuhörer eher neugierig machen. Wenn Sie einen Aufhänger ganz zu Beginn bringen (eine Karikatur, eine schwierige Frage, eine Kuriosität), erzeugen Sie Interesse - aber Vorsicht: der Aufhänger muss genau zum Kern Ihres Themas passen!
  • "Arbeiten Sie wissenschaftlich!" Vortrag und Ausarbeitung müssen fundiert sein. Jede These, jede Behauptung muss in irgendeiner Form begründet sein, sei es durch eigene Argumente oder durch Verweis auf "valide" Quellen (s.o.). Kontroverse Thesen sollten mit Ihren Pro- und Kontra-Argumenten aufgeführt werden. Wenn Sie selbst zu einer der beiden Thesen neigen, dürfen Sie zu dem alten rhethorischen Trick greifen und erst die andere Meinung mit deren Argumenten und danach die eigene mit ihren Argumenten aufführen, bevor Sie die "Conclusio", die Schlussfolgerung in Ihrem Sinne ziehen. Vermeiden Sie Polemik.
  • "Verlieren Sie nicht den roten Faden!" Der Titel des Vortrags ist Ihr Programm, dahinter steht eine (Haupt-)Frage, die Sie im Laufe des Vortrags beantworten müssen. Müssen Sie in Ihrem Vortrag durch verschiedene Themengebiete, so zeigen Sie die Gliederung auf einer extra Folie oder schreiben sie an die Tafel, um ab und an zu zeigen, wo der Vortrag gerade steht.
  • "Holen Sie Ihr Publikum ab!" Passen Sie sich dem Kenntnisstand der Zuhörerschaft an. Falls Sie Ihre Zuhörer nicht kennen, erfragen Sie ruhig deren Wissen zu Beginn des Vortrags.
  • "Reden Sie mit dem Publikum, nicht mit der Wand!" Suchen Sie den Blickkontakt mit den Zuhörern (auch wenn es anfangs schwer fällt, denn wenn man etwas unsicher ist, scheut man Blicke - versuchen Sie es trotzdem!)
  • "Tragen Sie lebhaft vor!" Ein gelangweilt wirkender Vortragender langweilt auch sein Publikum. Sie müssen Ihre Zuhörer ein Stück weit für Ihr Thema begeistern, es "verkaufen". Leiten Sie neue Abschnitte mit einer Frage ein, das schafft eine gewisse Spannung, auch wenn Sie sie nur suggestiv stellen.
  • "Reden Sie nur über etwas, das Sie verstanden haben!" Auf Ihren Folien, in Ihrem Vortrag und in Ihren Arbeiten sollten nur Sachverhalte erscheinen, die Sie verstanden haben (oder sich zumindest sicher sind, sie verstanden zu haben...). Alles andere lassen Sie weg. Halten Sie es mit dem Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889-1951): "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen."
  • Was tun bei Fragen aus dem Auditorium, deren Antwort man nicht weiß? Ein Vortrag ist nie bis ins Letzte kalkulierbar. Niemand kann die Reaktionen des Auditoriums als einer Menge von Individuen vorhersehen. Viele Vortragende haben daher mehr oder weniger bewusst Angst vor Fragen, die sie nicht beantworten können. Wenn dann doch eine solche Frage kommt, halte ich generell die offene Antwort "Das weiß ich nicht!" im Allgemeinen für die beste (Sie sollten dann schon ein wenig erklären, dass das über den Rahmen des Vortrags hinausginge oder ein weites Feld sei o.ä.). Es mag manchmal Gründe geben, z.B. eine Verkaufspräsentation, wo man sich keine Blöße geben sollte und vielleicht eine phantasievolle Antwort geben muss - das hat aber nichts mehr mit Wissenschaft zu tun...
  • Was tun bei destruktivem Verhalten einzelner Zuhörer? Im Allgemeinen: Zunächst höflich auf die Störung ansprechen, bei zu großer Nerverei des Saales verweisen (à la "Bitte gehen Sie doch, wenn es Sie nicht interessiert. Niemand zwingt Sie zuzuhören."). Schwierig und auch sehr ernst wird es, wenn im Auditorium ein oder gar mehrere Konkurrenten von Ihnen sitzen, die Sie bloßstellen wollen und dies geschickt über Fragen oder Profilierung ihres eigenen Wissens tun ... da gibt es kein Rezept, außer sich vorher darüber bewusst zu sein, wer da zuhört und einem was will, dann tut's nicht so weh und man kann vielleicht souverän reagieren. Aber bedenken Sie, in den allermeisten Fällen ist die Zuhörerschaft auf Ihrer Seite, oft gibt es selbstregulierende und Sie unterstützende Reaktionen.


Die wissenschaftliche Ausarbeitung

  • Umfang: ca. 20 Seiten
  • Gliederung: Entsprechend dem Vortrag, mit einer Einleitung (Motivation und Überblick über den Aufsatz) am Anfang und einer Diskussion (Fazit und Ausblick) am Ende.

Sehen Sie die Ausarbeitung als "Generalprobe" für Ihre Bachelor- bzw. Masterarbeit an und nehmen Sie die Gelegenheit wahr, eine "wissenschaftliche Arbeit" zu formulieren. Siehe dazu auch das Online-Tutorial der FH-Bibliothek.